Das vorliegende Konvolut aus 203 Fotografien (PH-22611 bis PH-22813) und der dazugehörigen Aufbewahrung (Obj.-32) wurde dem Kupferstichkabinett von der Gemäldegalerie im März 2022 uninventarisiert übergeben. Angaben zur Provenienz konnten nicht gemacht werden. Eine erste Sichtung ergab, dass das Konvolut von beachtlicher gesellschafts- und zeitgeschichtlicher Bedeutung ist. Anhand der Objekte selbst lässt sich rekonstruieren, dass es sich bei den Urheberinnen der Sammlung um eine bis drei Frauen aus einer wohlhabenden, deutschsprachigen Familie handeln muss (vgl. PH-22738: "Aufnahme von Papa, Mama, Clementine (,) Fanta & mir"), die im März und April 1883 Italien bereisten. So dokumentieren u. a. mehrere Fotografien den damaligen Vesuv-Tourismus ("Funicolare vesuviana", Standseilbahn auf den Vesuv) und die archäologischen Stätten von Pompei. Die Rückreise erfolgte mit der erst ein Jahr zuvor fertiggestellten Gotthardbahn. Der 203-teilige Bestand wurde in den Ateliers bekannter italienischer Fotografen zusammengetragen (Fratelli Alinari, Giacomo Brogi, dell'Emilia, Giorgio Sommer) und zeigen Landschaften, Außen- und Innenansichten von Profan- und Sakralbauten, Denkmäler und Skulpturen, die Highlights der hiesigen Museen und Sammlungen sowie Darstellungen der einheimischen Bevölkerung und ihrer Professionen. Es ist auszuschließen, dass die Familie alle Städte intensiv besucht hat (vor allem die Stationen der Gotthardbahn), doch zeugt es von der Konvention, eine "Grand Tour" nach Italien zu machen und diese anhand von Fotografien in der Gesellschaft zu präsentieren und rekapitulieren.

Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien

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